Johannisthal - Aktueller Stand
Am 9. September 2025 wurde durch einen gezielten Anschlag auf Strommasten in Johannisthal ein großer und langanhaltender Stromausfall im Berliner Südosten verursacht. Von dem Stromausfall waren anfangs rund 50.000 Kund*innen betroffen.
Dank des Einsatzes unserer Mitarbeiter*innen und der Mitarbeiter*innen unserer Dienstleister sowie der engen Zusammenarbeit mit den Berliner Behörden konnten wir innerhalb von 60 Stunden die Stromversorgung wiederherstellen.
Alle Kund*innen sind seit dem 11.09.2025 wieder mit Strom versorgt. Jetzt stärken wir die langfristige Resilienz des Netzes.
Der Störungsverlauf
| Datum | Uhrzeit | Erläuterung |
|---|---|---|
| 09.09.2025 | ca. 03:30 | Gezielter Anschlag auf zwei 110-kV-Leitungen am Endmast in Johannisthal |
| 09.09.2025 | 05:09 | Betroffen waren ab ca. 05:09 Uhr ursprünglich knapp 50.000 Kund*innen in den Ortsteilen Niederschöneweide, Köpenick, Grünau, Johannisthal, Adlershof, Bohnsdorf und Altglienicke. |
| 09.09.2025 | 05:25 | Aktivierung des Krisenstabs von Stromnetz Berlin, Koordination mit Polizei, Feuerwehr und Senatsverwaltung |
| 09.09.2025 | 10:05 | Durch technische Maßnahmen konnten zwischen 10:05 Uhr und 10:20 Uhr etwa 14.000 Kund*innen bereits wiederversorgt werden. |
| 09.09.2025 | 16:28 | 3.000 weitere Kund*innen wurden wieder ans Netz gebracht. |
| 09.09.2025 | 20:15 | Mittlerweile sind knapp die Hälfte der Kund*innen (Haushalte und Gewerbe) wiederversorgt. |
| 10.09.2025 | 04:50 | Ca. 20.000 Kund*innen sind weiterhin von der Störung betroffen. |
| 10.09.2025 | 16:44 | Es sind ca. 13.700 Kund*innen noch unversorgt. |
| 10.09.2025 | 19:56 | Durch Ausfall einer Zwischenlösung sind aktuell ca. 20.100 Kund*innen ohne Strom - die Wiederherstellung der Versorgung für die etwa 6.340 erneut betroffenen Kund*innen soll in den frühen Morgenstunden erfolgen. |
| 10.09.2025 | 22:57 | Durch Ausfall einer weiteren Zwischenlösung sind derzeit 29.500 Kund*innen ohne Strom |
| 10.09.2025 | 23:20 | Der Ausfall von 22:57 Uhr wurde behoben. Zurzeit sind ca. 20.100 Kund*innen stromlos. |
| 11.09.2025 | 04:38 | Die Zwischenlösung ist wieder in Betrieb, so dass jetzt wieder noch 13.700 Kund*innen unversorgt sind. |
| 11.09.2025 | 16:33 | Alle Kunden wiederversorgt |
Was ist passiert?
Bei dem Vorfall wurden zwei Hochspannungsleitungen (110 kV) gezielt beschädigt. Dies führte zu einem gleichzeitigen Ausfall der beiden Versorgungsleitungen zu einem Umspannwerk, über das Johannisthal und umliegende Ortsteile mit Strom versorgt werden.
Dies war für uns ein Extremszenario und lies sich mit unserer sicheren Netzstruktur und Redundanzen für die Stromversorgung nicht auffangen.
Unser Stromverteilungsnetz ist nach dem sogenannten N-1-Prinzip aufgebaut. Das bedeutet, dass verschiedene Komponente im Netz redundant vorgehalten werden und im bei Ausfall einer Komponente, z. B. eine 110-kV-Leitung, auf eine andere Komponente innerhalb kurzer Zeit umgeschaltet werden kann.
Bei dem Anschlag am 09.09.2025 sind jedoch die beiden Leitungssysteme zu dem versorgenden Umspannwerk gleichzeitig ausgefallen, so dass die vorhandene Mehrfachstruktur nicht mehr verfügbar war.
Übersichtsbild betroffenes Gebiet

Die Farben sind technisch bedingt und haben keine weitere Bedeutung.
Sofortmaßnahmen und Krisenstab
Unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls haben wir unseren Krisenstab aktiviert und uns eng mit den Berliner Behörden - Polizei, Feuerwehr und Senatsverwaltung - abgestimmt. Unsere Meldeketten, Einsatzpläne und das Lagemonitoring haben funktioniert.
Technische Herausforderungen
Die Wiederherstellung der Stromversorgung stellte uns vor erhebliche technische Herausforderungen:
- Tiefbauarbeiten
Umfangreiche Erdarbeiten waren erforderlich für den Zugang zu den beschädigten Kabeln. Teilweise musste dabei von Hand gearbeitet werden, um die Kabel nicht zu beschädigen. - Hochspannungsmuffen
Die speziellen Verbindungselemente für die einzelne Kabelstränge mussten unter Beachtung der hohen technischen Standards in Handarbeit und in einem schmutzfreien Umfeld installiert werden. - Verfügbarkeit von Materialien und Partnerfirmen
Die erforderlichen und verfügbaren Materialien mussten schnellst möglich aus unserem Lager zum Störungsort transportiert werden. Zudem mussten unsere qualifizierter Partnerfirmen herbeigerufen und eingewiesen werden und ohne Verzögerung mit den Arbeiten beginnen.
Erfolge in der Wiederversorgung
Trotz der Herausforderungen war die Wiederversorgung aller betroffenen Kund*innen vergleichsweise schnell möglich, da wir das erforderliche Material, eigene qualifizierte Mitarbeitende, das notwendige Know-how und unsere Partnerfirmen schnell und direkt vor Ort hatten.
- Am 09.09.20205 bis 10:20 Uhr konnten 14.000 Kund*innen wiederversorgt werden
- Am erster Abend waren 50 % aller Betroffenen wieder am Netz
- Nach 60 Stunden waren alle Kund*innen wiederversorgt
Dank an alle Beteiligten
Unser großer Dank gilt unseren Mitarbeiter*innen, die in den Krisentagen mit vollem Einsatz bewiesen haben, warum unsere Kund*innen auch im Krisenfall auf uns vertrauen können. Ebenso danken wir den beteiligten Partnerfirmen und ihren Mitarbeitenden, den Berliner Behörden, der Feuerwehr und der Polizei. Auch den betroffenen Kund*innen danken wir für ihre Geduld und ihr Verständnis.
Aktuelle Baumaßnahmen
Die finale Wiederherstellung des ursprünglichen Netzzustandes dauert aufgrund der Komplexität der erforderlichen Reparaturarbeiten an. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Arbeiten bis 2026 abzuschließen.
Parallel dazu bereiten wir zusätzliche Kabelverbindungen für das betroffene Gebiet vor, die bis 2027 abgeschlossen werden sollen. Diese Maßnahmen erhöhen die Versorgungssicherheit und Mehrfachstrukturen im Netz nachhaltig.
Die Reparatur- und Ausbauarbeiten an Hochspannungsleitungen sind hochkomplex:
- Tiefbauarbeiten: Umfangreiche Erdarbeiten in dicht bebautem Gebiet
- Hochspannungsmuffen: Neuverbindung der Kabelstränge unter Beachtung der hohen technischen Standards
- Koordination: Abstimmung mit Behörden, Anwohnenden und anderen Infrastrukturbetreibern
- Sicherheit: Alle Arbeiten müssen im laufendem Betrieb unter Wahrung der Stromversorgung und ohne Gefährdung erfolgen
Häufige Fragen und unsere Antworten
Warum konnte ein Anschlag auf eine einzige Stelle so gravierende Folgen haben?
Der Anschlag traf beide Hochspannungsleitungen (110 kV). Das N-1-Prinzip, nach dem unser Netz aufgebaut ist, schützt vor dem Ausfall einer Komponente, aber nicht vor einem gezielten Anschlag auf zwei Leitungen.
Ist das Berliner Netz nicht redundant genug?
Das Berliner Stromnetz ist ist N-1-sicher, so dass durch Umschaltungen ein Ausfall oder eine Störung schnell behoben werden kann. Seit 2018 werden alle Hauptversorgungsleitungen bei Erneuerungen in ausfallsicherer, räumlich getrennter Trassenführung verlegt. Im Bestandsnetz verbessern wir dies kontinuierlich.
Warum sind die Stromkabel nicht vollständig unterirdisch verlegt?
Aktuell verlaufen 99 % unserer Kabel unterirdisch – das ist bereits ein sehr hoher Wert. Bei den verbleibenden Freileitungen gibt es technische oder topografische Gründe in einer dicht besiedelten Großstadt. Seit 2015 haben wir die Freileitungslänge bereits halbiert.
Was tut Stromnetz Berlin, um solche Anschläge zu verhindern?
Umspannwerke sind durch Zäune, Kameras und einen Wachschutz gesichert.
Kann so etwas wieder passieren?
Absolute Sicherheit gibt es bei keiner kritischen Infrastruktur. Wir setzen alles daran, Risiken zu minimieren - aber Resilienz bedeutet auch, sich auf Szenarien vorzubereiten, die wir nicht vollständig verhindern können.
Wie sicher ist die Stromversorgung in Berlin aktuell?
Berlin hat eines der zuverlässigsten Stromnetze Europas. 2024 lag unsere durchschnittliche Unterbrechungsdauer bei 8,5 Minuten pro Kunde - deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von ca. 12 Minuten.
Können betroffene Kund*innen Schadenersatz geltend machen?
Wir bedauern, dass manchen unserer Kund*innen durch die Unterbrechung der Stromversorgung Schaden entstanden ist. Wir stellen auf Anfrage Bestätigungen für Versicherungen aus.
Was hat Stromnetz Berlin aus diesem Vorfall gelernt?
Wir nehmen jeden Vorfall zum Anlass, unsere Maßnahmen zu überprüfen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Dazu gehören die Weiterentwicklung unserer Havariekonzepte, Nachrüstungen unserer Infrastruktur und der Austausch mit anderen Netzbetreibern auf Verbandsebene.
Welche langfristigen Maßnahmen sind geplant?
Bis 2029/2033 investieren wir rund 3 Milliarden Euro in Netzausbau, Digitalisierung und Modernisierung. Seit 2018 werden alle Hauptversorgungsleitungen bei Erneuerungen in ausfallsicherer, räumlich getrennter Trassenführung verlegt. Für das betroffene Gebiet in Johannisthal sind zusätzliche Kabelverbindungen in Vorbereitung, die bis 2027 abgeschlossen werden.
Wie kann ich mich selbst auf ähnliche Vorfälle vorbereiten?
Versorgungssicherheit ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Wir investieren in robuste Infrastruktur und professionelles Krisenmanagement. Aber auch Bürger*innen sowie Unternehmen sollten sich selbständig auf Krisensituationen vorbereiten - mit Notvorräten, Notfallplänen und gegebenenfalls Notstromaggregaten. Weitere Informationen stellt das Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe auf seiner Webseite bereit.